- Liebe Laura, Du hast uns gerade einen Haufen Material und Bargeld geschenkt, wie kommt das?
Ich eröffnete 2019 das Repair Café in Lenzburg (im Lenzburger Kosthaus). Da ich diesjährig mit der Schule beschäftigter war, als erwartet, musste ich meine Freiwilligen-Tätigkeit auf Eis legen. Seither steht das Material sowie das Kollekte-/Spendengeld in einem Confi-Glas bei mir rum und hat auf seinen Einsatz gewartet. So habe ich dann euer Repair & Share Projekt erhascht als ich hier in der ZWZ einen Atelierplatz fand. Da ich nicht wusste, ob und wann ich in einer Form wieder ein Repair Café betreiben werde, dachte ich mir, dass bei euch das Zeug gut aufgehoben ist und hier bin ich also und freu mich erhält das Material und Geld einen sinngerechten Nutzen.
- Wie kamst Du damals dazu in Lenzburg das Repair Café zu betreiben?
Ich arbeitete im Lenzburger Kosthaus, als Gastronomie sowie agogische Mitarbeiterin. Es ist ein Ort wo Jugendliche geschützte Ausbildungsplätze erhalten, sowie bei Bedarf betreute Wohnplätze. Somit hatte ich die Möglichkeit diesen Ort nutzen zu können, was gleichzeitig ein wertvoller kultureller Beitrag sein sollte, aber auch dem Lenzburger Kosthaus hätte helfen können, sich zu etablieren. Für mich stand der Gedanke eine Flick-Kultur, im Sinne einer postkapitalistischen Praxis zu verfolgen, im Fokus und natürlich erhoffte ich mir für das soziale Unternehmen einen positiven Effekt. Nach viel Recherche wie ich dies anstellen sollte, entschied ich mich, wie viele Repair Cafés, mit dem Konsumentenschutz zu kooperieren.
- Was fandest Du gut daran?
Toll war, was für Leute von der Aktion angezogen wurden, die gerne mithelfen wollten und ihr Wissen und Können anbieten wollten. Das war das grossartigste an der Sache. Nach dem ersten Anstoss, meldeten sich einige Leute von sich aus, die Lust hatten zu kommen, samt Werkzeugen und Fachwissen. Ohne irgendwas zu erwarten ausser der postkapitalistischen Praxis zu dienen und gemeinsam Dinge zu flicken 🙂
- Was sollte Deiner Erfahrung nach anders gemacht werden?
Der Konsumentenschutz gab einiges vor, wie z.B. das alle die mithelfen zu 100% ohne Lohn arbeiten sollten und ich musste die geflickten Dinge dokumentieren und für die Statistik. Beide Vorgaben sind nicht wirklich dienlich. Es entstand der Groove, dass die Leute ihre Dinge vorbeibrachten und à la Dienstleistung abgaben und geflickt wieder mitnahmen. Natürlich nicht alle aber doch einige, wollten einfach gratis flicken lassen. Das Material kaufte ich jeweils ein und konnte dann mit der Zeit von den freiwilligen Spendengeldern bezahlt werden. Aber irgendwie schien es mir wie ein Tropf auf den heissen Stein, denn so entstand nicht wirklich eine Flickkultur, sondern es blieb weiterhin bei einem Konsum-Verhalten. Einige flickten ihr Zeug zwar mit, erhielten aber ja einfach diesen kurzen Zeitraum alle 2 Monate. Was wenn etwas vorher kaputt geht und nicht so lange warten kann um geflickt zu werden? Ausserdem musste der Ort gratis sein und ich und die freiwilligen Helfer organisierten alles rundherum. Jeweils für die Daten an denen es stattfand. Das heisst jedesmal den Aufwand von Aufbau und Einrichten der Arbeitsplätze, weil der Raum nicht fix ist und die Daten nur sporadisch. Alles in allem also viel Aufwand für wenig Effekt.
- Wie sähe Deiner Meinung nach das ideale Reparaturkonzept aus?
Um Wirklich eine Flickkultur erschaffen zu können, braucht es einen fixen Raum, der zugänglich ist, sowie das nötige Werkzeug und Menschen die gegebenenfalls unterstützen können. Das was ihr hier startet macht vollkommen Sinn! Es ist quasi ein soziokultureller Auftrag den ihr hier erfüllt. Ein Ort an dem bei Bedarf Material zur Verfügung steht, das überhaupt erst ermöglicht etwas zu flicken, falls jemand Know How braucht gibt es Leute die bereit sind dies zu teilen. Und wenn jemand etwas einfach passiv flicken lassen möchte, kann er dies an der gleichen Adresse in Auftrag geben. So erlernen Leute einfaches zu flicken und ev. irgendwann vielleicht Basic-Flickarbeiten wie Stromkabel auswechseln oder Stecker ersetzen bereits zuhause mal auszuprobieren.